TRANSPORT LOGISTIC 2019: Masterplan: Hoffen auf den Trend zur Schiene

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  • Mehr Kapazität durch Digitalisierung und Neubau von Strecken
  • Engere Kooperation der Marktteilnehmer auf Europa-Ebene
  • Top-Thema der transport logistic, 4. bis 7. Juni 2019, München

Innerhalb der Europäischen Union verliert der Schienengüterverkehr bei inländischen Transporten an Marktanteilen. In Deutschland soll der „Masterplan Schienengüterverkehr“ nun den Anteil der Schiene am Modal Split bis zum Jahr 2030 deutlich steigern, um den weiter wachsenden Güterverkehr bewältigen zu können und um die Klimaziele doch noch zu erreichen. Ein Vorbild für andere Länder?

Im EU-Vergleich schwimmt Deutschland derzeit mit einem Anteil des Schienengüterverkehrs von 19 Prozent im Mittelfeld. Eine Reihe von Sofortmaßnahmen soll den Anteil deutlich steigern und die Straße entlasten: Dazu zählen der Streckenausbau, Modernisierungen, Zuschüsse für Trassenentgelte, Automatisierungen und mehr Fördergelder für Innovationsprojekte. „Das Gelingen des Masterplans ist nicht nur für die Logistikbranche, sondern für die gesamte Volkswirtschaft in Deutschland äußerst wichtig“, erklärt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München. „Die Initiative wird deshalb auch während der transport logistic diskutiert werden.“ In der EU sank der Anteil des Schienengüterverkehrs bei inländischen Transporten laut Eurostat sogar von 18,7 Prozent in 2011 auf 17,4 Prozent in 2016. Das Bild ist jedoch heterogen: Während in Lettland zwei Drittel der Fracht per Bahn befördert werden, liegt der Anteil in Spanien bei nur fünf Prozent.

Höhere Attraktivität
„Ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Staat und Branche wie beim Masterplan verabredet, ist der einzige Weg, um die notwendigen Innovationen und Investitionen im Schienengüterverkehr auf breiter Front umzusetzen“, sagt Sarah Stark, Leiterin Europapolitik, Bahntechnologie und Schienenverkehr beim Deutschen Verkehrsforum. Als ersten Erfolg wertet sie, dass die EU-Kommission die staatlichen Beihilfen von 350 Millionen Euro zur Förderung des Schienengüterverkehrs in Deutschland gebilligt hat. Mit dem Geld sollen den Unternehmen bis zu 45 Prozent der Trassenentgelte erstattet werden, die sie für die Nutzung des Eisenbahnnetzes entrichten müssen. „Dadurch sinken die Betreiberkosten, was die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs spürbar erhöht“, stellt Stark fest.

Private Bahnbetreiber integrieren
Entscheidend ist zudem, Investitionen in Digitalisierung und Automatisierung zu fördern. Als Beispiel führt Stark das automatische Kuppeln, Rangieren und Abdrücken von Güterwagons an. „Solche Maßnahmen ergeben aber nur Sinn, wenn die Güterwagen aller Bahngesellschaften für diese Technologie ausgerichtet sind. Schließlich bestehen Güterzüge aus Wagen ganz unterschiedlicher Betreiber“, so Stark. Um Innovationen zu initiieren, fordert sie ein staatlich gefördertes Markteinführungsprogramm von über einer Milliarde Euro, welches die Wirtschaft zur Hälfte finanziert. Als Meilenstein wertet Stark die Aufnahme eines Haushaltstitels ‚Zukunftsprogramm Schienengüterverkehr‘ im Bundeshaushalt 2020.

Lückenlos, transparent und leise
Die größte Güterbahn Europas, DB Cargo, investiert in großem Umfang in die Digitalisierung und Modernisierung ihres Fuhrparks und hat bereits über 20.000 Güterwagen mit intelligenter Sensorik ausgestattet. „Bis Ende 2020 haben wir unsere rund 68.000 Wagen ausgerüstet. Wir können damit unter anderem aktuelle GPS-Daten über ein zentrales System einsehen. Transportketten können lückenlos und effizient überwacht werden“, so Dr. Roland Bosch, Vorstandsvorsitzender von DB Cargo. Einen ähnlichen Weg beschreitet die ÖBB, die derzeit unter dem Namen „SmartCargo“ 13.700 Waggons mit Telematik-Geräten ausstattet. DB Cargo stellt auf der transport logistic zudem eine neue Kundenplattform für alle digitalen Services vor, dazu Wagen-Neuheiten, die höhere Auslastungen ermöglichen sowie Flüsterbremsen, die den Schienengüterverkehr spürbar leiser machen.

Kräfte europaweit bündeln
Der österreichische Schienengüterverkehr liegt mit einem Anteil von über 30 Prozent am Modal Split innerhalb der EU auf den vorderen Rängen. Eine zentrale Rolle kommt hier dem Einzelwagenverkehr und dem flächendeckenden Netz an Bedienstellen zu. „Wesentlich ist, dass wir das Thema Modal Split nicht auf einer nationalen, sondern internationalen Ebene sehen müssen“, betont Clemens Först, Vorstandssprecher der ÖBB Rail Cargo Group. Diesem Gedanken entspricht die gesamteuropäische Initiative „Rail Freight Forward“, bei der sich führende Bahnen wie DB Cargo, PKP, Lineas, SBB und SNCF zusammengeschlossen haben und ihre Kräfte für einen ‚Modal Shift‘ bündeln.

Diskussionen im Konferenzprogramm der transport logistic
„In Zukunft Schiene! Was kann der Masterplan Schienengüterverkehr?“ – in diesem Forum diskutiert der Logistikbeauftragte der Bundesregierung Steffen Bilger mit Branchenvertretern, wie der Schienengüterverkehr am Logistikmarkt wahrgenommen wird und ob die Maßnahmen des Masterplanes ausreichen. Im „Rail Business“-Forum berichten zudem drei Branchenexperten über den Stand der Dinge aus Sicht von Bahnen und Verladern – beim Kombinierten Verkehr wie beim Einzelwagenverkehr.

Bild & Text: transportlogistic.de