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8

Ausg.Nr._05/2017

Simulationslösung

D

ie individualisierte Mas-

senfertigung bis zum

Einzelstück ist ein Zu-

kunftsversprechen der Industrie

4.0. Es lässt sich nur umset-

zen, wenn es geeignete Prüf-

verfahren für die Machbarkeit

der individuellen Designs gibt.

Fraunhofer-Forscher zeigen auf

der Hannover Messe 2017 vom

24. bis 28. April 2017 eine Simu-

lationslösung, die automatisch

feststellt, ob sich das vom Kun-

den gewünschte Design über-

haupt realisieren lässt (Halle 7,

Stand D11).

Das Fraunhofer-Institut für Gra-

phische Datenverarbeitung IGD

in Darmstadt hat eine Simulati-

onssoftware entwickelt, die die

Machbarkeit von individuellen

Designwünschen rasch prüft.

Das bietet Kunden und Herstel-

lern neue Möglichkeiten für die

individualisierte

Massenfer-

tigung.

Christian

Altenhofen

aus der Abteilung »Interaktive

Engineering Technologien« am

Fraunhofer IGD beschreibt den

Mehrwert wie folgt: »Wir schaf-

fen einen fließenden Übergang

zwischen Design und Simulati-

on. Schnell zu prüfen, ob sich ein

individueller Entwurf umsetzen

lässt, ist heute in der Industrie

ein oft ungelöstes Problem. Die

meisten CAD-Daten beschreiben

lediglich die äußere Oberfläche

und enthalten nicht die für Simu-

lationen notwendigen volumetri-

schen Informationen. Diese nach-

träglich zu generieren ist sehr

fehleranfällig, erfordert meist

manuelle Nacharbeit und kostet

die Industrie viel Geld.« Die Soft-

ware der Fraunhofer-Forscher aus

Hessen versetzt Kunden und Her-

steller in die Lage, die zur Materi-

alprüfung notwendige Simulation

automatisch selbst zu erzeugen.

Dadurch wird schnell geklärt, ob

sich Designvorschläge, die am

Rechner erstellt wurden, auch in

der Realität umsetzen lassen. Ist

dies nicht der Fall, schlägt die

Technologie vor, wie das Produkt

stabiler bzw. besser gestaltet

werden kann. »Der Kunde hat

dadurch weiterhin sehr viel Spiel-

raum zum individuellen Design«,

sagt Altenhofen.

Die innere Struktur eines

Objekts simulieren

Die Algorithmen der Software

nutzen das mathematische Kon-

zept der »Subdivisionsvolu-

men«. Darauf aufbauend ermit-

teln die Forscher mit Hilfe der

Finite-Elemente-Methode physi-

kalisch basierte Simulationsmo-

delle. Konkret bedeutet das: Sie

berechnen aus Krafteinflüssen,

wie z. B. Schwerkraft und Gewicht

des Gegenstands, dessen inne-

re Spannung. Je nach Größe und

Verteilung der Spannung lässt

sich beurteilen, ob ein Gegen-

stand statisch hält oder nicht.

»Mit Subdivisionsvolumen ent-

steht ein konsistentes virtuelles

Model der inneren Struktur des

Gegenstands«, beschreibt der

Fraunhofer-Experte die Technik.

Damit geht das Verfahren über

die reinen CAD-Informationen

hinaus: Diese beschreiben ledig-

lich Oberflächen von dreidimen-

sionalen Objekten, lassen aber

keine Rückschlüsse auf deren

Inneres zu. »Die volumetrischen

Informationen werden bei unse-

rem Ansatz mit den Oberflächen-

informationen direkt mitgeführt,

die für das Erstellen des Designs

wichtig sind. Das heißt, bereits in

der Designphase stehen Kunden

und Herstellern die notwendigen

Informationen für die Simulation

zur Verfügung«, erklärt Alten-

hofen.

Für die Hannover Messe 2017 ha-

ben die Forscher einen Prototyp

ihrer Simulationslösung entwi-

ckelt, der die Idee für mögliche

Anwendungen bzw. mögliche

zukünftige Entwicklungen trans-

portiert: Sie fertigen individuelle

Halter für Espressotassen aus

Kunststoff. Über eine interaktive

Benutzungsoberfläche kann der

Standbesucher seinen eigenen

Halter entwerfen. Falls die Idee

statisch nicht umsetzbar ist bzw.

den späteren physikalischen Be-

lastungen nicht stand hält, erhält

er über ein interaktives Menü

Anweisungen, welche Parameter

er verändern kann, um das zu ver-

hindern. »Die additive Fertigung

ist ein sehr anschauliches Bei-

spiel, wie sich unsere Technolo-

gie anwenden lässt. Im Prinzip ist

unser Ansatz jedoch für viele ver-

schiedene Fertigungsverfahren

und unterschiedliche Werkstoffe

anwendbar«, sagt Altenhofen.

Fraunhofer-Leitprojekt

»Go Beyond 4.0«

Digitale Druck- und Laserverfahren

werden bislang kaum in der Mas-

senproduktion eingesetzt, um

Produkte zu individualisieren.

Dabei ließen sich mit dieser Kom-

bination Serienprodukte ressour-

censchonend und kosteneffizient

bis hin zum Unikat individuell ge-

stalten. Dieser Herausforderung

nimmt sich das neue Fraunhofer-

Leitprojekt »Go Beyond 4.0« an.

weitere

Informationen

Text:

Fraunhofer-Gesellschaft zur

Förderung der angewandten

Forschung e.V.

Hansastraße 27 c

D-80686 München

Individualisierte Massenfertigung

Fließender Übergang zwischen

Design und Simulation

Halle 4 | Stand A04