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Ausg.Nr._22/2017

Sportmedizin

S

pitzensport,

Breiten-

sport,

Gesundheits-

sport, Reha und mehr:

port von der Stange ist out.

Sportler und Patienten sind

so unterschiedlich, wie es die

Menschen sind – und alle wol-

len entsprechend ihren Ansprü-

chen, Bedürfnissen und Fähig-

keiten gefordert und gefördert

werden. Individualisierung ist

auch zentrales Thema aller me-

dizinischen Fachrichtungen. Die

Digitalisierung und der Zuwachs

an Information über die einzelne

Person sowie neue Analysemög-

lichkeiten eröffnen neue Wege

in der Personalisierung der

Sportmedizin und damit medizi-

nischen Fortschritt.

Die englischsprachige MEDICA

MEDICINE + SPORTS CONFE-

RENCE bietet Gelegenheit, sich

auch hier auf den neusten Stand

der Forschung zu bringen. Mit

Zukunftsthemen wie „Latest In-

novations in Monitoring Vital

Data and Sports Performance“,

„Tailored Exercise Programs“,

oder „Digitale Innovationen im

Breiten- und Spitzensport“ feiert

sie am Dienstag und Mittwoch,

14. und 15. November, im Rahmen

der weltführenden Medizinmesse

MEDICA 2017 in Düsseldorf ihr

fünfjähriges Jubiläum. Die Indi-

vidualisierung der Sportmedizin

ist ein roter Faden, der sich durch

viele Beiträge zieht.

Ein Marathon in unter zwei

Stunden – das soll auch „clean“

gehen

Am Dienstag, 14. November,

Session 1, gibt nun der Gründer

des sub2hrs-Marathon-Projekts

einen Einblick in den Stand der

Dinge bei diesem Megaprojekt

mit seinen Bausteinen eines

multidisziplinären 360-Monito-

rings von Sportlern. Ein exakter

Zeitplan wurde hier zwar nicht

veröffentlicht. Aber erklärtes Ziel

ist es seit Start des Projektes im

Jahre 2014, die 2-Stunden-Grenze

binnen fünf Jahren zu knacken.

Dabei wird zwar auf alles ge-

setzt, was erfolgversprechend

und machbar ist. Aber Doping

gehört nicht dazu. Im Gegenteil:

Das SUB2-Projekt versteht sich

als „clean running“-Projekt. Alle

Athleten werden regelmäßig auf

Doping entsprechend den Regeln

der World Anti-Doping Agency

(WADA) getestet. Während die

Macher also keine Garantie geben

können, dass sie das sportliche

Ziel erreichen, glauben sie, dass

das Projekt Vorbild sein kann für

künftige sportliche Erfolge. So

wird an vielen Stellschrauben

gedreht, um individuelle Höchst-

leistungen zu erreichen, die im

bahnbrechenden Rekord münden

sollen.

Das Team um Pitsiladis setzt auf

moderne Ausstattung, intelligen-

tes Training - und beispielsweise

die Individualisierung auf Basis

von Data Management sowie Bio-

informatik. Die Auswertungen der

genetischen Daten, Transkripto-

men, Metabolomen, Proteomen

und Epigenomen jedes einzelnen

Athleten sollen helfen, das Trai-

ning zu individualisieren. Solche

Projekte können sich zu „tailored

exercise programs“ rechnen,

denen die MEDICA MEDICINE +

SPORTS CONFERENCE eine weite-

re, eigene Session 5 amMittwoch,

15. November, widmet. Spannen-

de persönliche „Stories“ und die

dahinterstehenden Trainingspro-

gramme sowie deren Ergebnisse

gehören hier zum Programm. So

berichtet der finnische Freestyle-

Skistar Pekka Hyysalo aus ei-

genem Erleben. Er hatte im Jahr

2010 einen schweren Skiunfall.

Der damals 19 Jahre alte Pekka

erlitt ein schweres Schädel-Hirn-

Trauma und fiel ins Koma. Aus

seinem Kampf zurück ins Leben

entstand die Organisation `Fight-

Back´, die ihn und andere Sport-

ler unterstützt, die unter den Fol-

gen eines Schädel-Hirn-Traumas

leiden. Pekka arbeitet aktiv in der

Organisation mit und teilt seine

Trainingsprogramme und die Er-

kenntnisse mit Betroffenen und

deren medizinischen Betreuern.

Laura Hottenrott, Spitzenathletin

auf Mittel- und Langstrecke, wird

in Düsseldorf vorstellen, wie sie

über die Herzfrequenzvariabilität

ihr Ausdauertraining und die Er-

holungsphasen optimiert.

Wie der Teamarzt in der Bundes-

liga mitentscheidet

Darüber hinaus geht es um die

Nutzung spezifischer Monitoring-

verfahren direkt am Point of Care

(POC) für die optimale Trainings-

steuerung von Einzelsportlern. In

Deutschland stellt sich für Verlet-

zungen beim Fußball recht häufig

die Frage, wann eine Belastung

wieder möglich ist. Nach welchen

Verfahren erfolgt „Return-to-Acti-

vity“ in der Fußball-Bundesliga?

Götz Welsch, Teamarzt des Ham-

burger SV, wird erläutern, wie er

darüber entscheidet, wer wieder

mitspielen darf. Auch hier gilt es,

die Entscheidungen zu „Return-

to-Activity“, „Return-to-Play“ und

„Return-to-Competition“ perso-

nalisiert unter Berücksichtigung

der entscheidenden Kriterien zu

treffen.

Die Frage, wann man einen Spie-

ler herausnehmen muss und

wann nicht, ist auch Thema zu-

vor am Mittwoch, 15. November,

in Session 4, bei der die neues-

ten Innovationen zum Monito-

ring von Vital- und Leistungs-

daten vorgestellt werden. So

sind Kopfverletzungen in vielen

Sportarten immer noch eine

häufig unterschätzte Gefahr –

und manchmal stellt sich erst

am Tag nach dem Unfall heraus,

wie schwer die Verletzung wirk-

lich war: „Es fehlt an fundierter

Sensibilisierung für dieses The-

ma bei Sportlern, Trainern und

Ärzten und es gibt bislang keine

einheitliche Definition des Be-

griffs Concussion“, beschreibt

Prof. Claus Reinsberger von der

Universität Paderborn einige der

Defizite im Umgang mit Schädel-

hirnverletzungen. Klar ist, dass

für die Beurteilung von mögli-

chen Schädigungen des Gehirns

eine standardisierte Diagnostik

und situationsgerechte Behand-

lungsabläufe notwendig sind.

Dabei müssen auch die Auswir-

kungen auf Spätfolgen im Blick

bleiben. Bislang verlässt man

sich bei der schnellen Diagnostik

am Spielfeldrand weitgehend auf

den Pupillenreflex. Reinsberger

will in seinem Vortrag eine neue,

sicherere Diagnostik darlegen:

„Assessing Concussed Brains

Between Clinic And Technology“

ist der Titel seines Vortrags. Die

Zukunft des Spitzen- und auch

des Breitensports kann von der-

artigen innovativen Ansätzen ei-

ner präzisen Medizin profitieren.

So erläutert Prof. Wilhelm Bloch

die Bedeutung einer Analytik in

Echtzeit am Point-of-Care – und

der darauf basierenden individu-

ellen schnellen Anpassung der

sportlichen Belastung und der

medizinischen Betreuung des

Individuums. Auch der Schlaf

beeinflusst die persönliche Leis-

tungsfähigkeit. In Session 4 am

Mittwoch, 15. November, wird

Raija Laukkanen, wissenschaftli-

che Leiterin von Polar die Bedeu-

tung des Schlafs für Regenerati-

on, Verletzungsprävention und

sportliche Leistung behandeln

Bei der

MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE

rückt die Zukunft der individualisierten Sportmedizin in den Fokus