Ausgabe zur ANUGA FOODTEC 2018

Ausg.Nr._05/2018 25 Cobots E ine neue Robotergenera- tion steht vor dem Durch- bruch in der Lebensmit- tel- und Getränkeindustrie: die Cobots. Ausgestattet mit kol- laborierenden Armen, feinfüh- liger Sensorik und modernster Sicherheitstechnik arbeiten die autonomen Leichtbauroboter künftig Hand in Hand mit den Mitarbeitern. Welche Möglich- keiten sich durch diese Mensch- Maschine-Interaktion in Pro- duktion und Logistik ergeben, darüber informiert die Anuga FoodTec 2018 in Köln sowohl an- hand der Aussteller-Neuheiten als auch im Eventprogramm. Vom superschnellen Kartonierer mit integriertem Delta-Picker bis zum Knickarmroboter mit ei- ner Tonne Traglast – auch sonst bieten die vor Ort gezeigten Lösungen alles, um die Produk- tivität zu steigern und die Auto- matisierung weiter in Richtung Industrie 4.0 zu treiben. Zudem greifen unter anderem spezielle ‚Guided Tours‘ und das Forum Ressourceneffizienz den The- menbereich Automation und Ro- botik auf. Roboter sind eine Schlüsselkom- ponente der vierten industriellen Revolution und als zentrales Ele- ment der Automatisierung nicht wegzudenken. Bis 2020 erhöht sich der weltweite Bestand an Industrie-Robotern von rund 1,8 Millionen Einheiten im Jahr 2016 auf über drei Millionen, Tendenz steigend – so die jüngste Progno- se der International Federation of Robotics (IFR). „Das rasant wach- sende Modellangebot erweitert die Einsatzmöglichkeiten für In- dustrieroboter und gibt Betrieben aller Unternehmensgrößen die Chance, flexibel zu automatisie- ren“, sagt IFR-Präsident Joe Gem- ma – gute Wachstumsaussichten für eine Branche, die mit intelli- genten Technologien versucht, den klassischen Industrierobo- tern zunehmend kognitive Fähig- keiten einzuhauchen. Mensch trifft auf Maschine Viele der auf der Anuga FoodTec ausstellenden Unternehmen ar- beiten an der Mensch-Roboter- Kollaboration (MRK). Zum Einsatz kommen dabei gelenkige Leicht- bauroboter mit bis zu sieben Ach- sen, die Lasten bis 15 Kilogramm bewegen können. Mit ihrer gerin- geren Eigenmasse und oftmals langsameren Bewegungsabläu- fen sind sie weniger gefährlich. Sie sollen ihre menschlichen Kollegen bei monotonen und er- gonomisch ungünstigen Arbei- ten entlasten, bei denen keine Fehler gemacht werden dürfen. Typische Einsatzgebiete sind Pick-and-Place-Applikationen, das Handling zwischen verschie- denen Produktionsschritten oder Follow-the-Line-Anwendungen, bei denen der Roboter eine vor- gegebene Bewegungsbahn exakt ausführen muss, beispielsweise beim Schneiden und Portionieren von Fleisch oder dem Dekorieren von Torten. Die Herausforderung für Lebensmittelproduzenten besteht vor allem darin, die ma- schinellen Helfer optimal in die Produktionsabläufe einzubinden. Ermöglicht wird dies durch Au- tomatisierungsplattformen, die hochpräzise Mechanik, Sensorik sowie komplexe Steuerungs- und Messtechnik auf engstem Raum vereinen. Mehr Sicherheit dank Sensorhaut Zentrales Unterscheidungsmerk- mal zwischen den klassischen, umhausten Roboterapplikationen und der MRK ist, dass mögliche Kollisionen Teil des realen Sze- narios sind. Je intensiver Mensch und Maschine zusammenar- beiten, desto strenger sind die Sicherheitsregeln. Um den ho- hen Anforderungen zu genügen, verfügen Cobots über komplexe Safety-Pakete. Drehmomenten- sensoren in allen Achsen sorgen dafür, dass die Roboter sensitiv sind. So können sie Personen und Hindernisse im Umfeld erkennen und in Echtzeit darauf reagieren. Zusätzlich sind Cobots mit kapa- zitiven, optischen und taktilen Sensoren ausgestattet. Nähert sich ein Mensch dem Roboter, re- duziert dieser automatisch seine Geschwindigkeit – bis hin zum Safe Stop. Stellvertretend für diesen Typus steht der TX2 touch von Stäubli. Bei ihm sorgt eine berührungssensitive Oberfläche dafür, dass der Sechsachser durch bloßes Antippen stoppt. Bionische Greifer mit Feingefühl Cobots sollen Aufgaben überneh- men, die sonst nur der bislang leistungsfähigste Greifer über- haupt beherrscht: die mensch- liche Hand. Die Ingenieure von Festo haben sich von der Natur in- spirieren lassen und einen Greifer nach dem Vorbild eines Tentakels entwickelt. Der Octopus Gripper besteht aus weichem Silikon, das sich pneumatisch ansteuern lässt. Wie beim Vorbild sind an der Innenseite des Tentakels zwei Reihen von aktiv und passiv gere- gelten Saugnäpfen angebracht. Wird der Greifer mit Druckluft be- aufschlagt, krümmt er sich nach innen und legt sich formschlüssig und sanft um das jeweilige Ob- jekt. Die Anwendung solch flexi- bler Greifer ist dort denkbar, wo eine Vielzahl an Getränkeflaschen oder Lebensmittel gehandhabt werden – etwa in Anlagen, in de- nen unterschiedliche Losgrößen innerhalb kürzester Zeit gefertigt werden müssen. Robotik im Live-Einsatz Bis sich die Cobots flächende- ckend durchsetzen, profitieren Lebensmittelproduzenten vor allem von etablierten Lösungen, wie sie auf der Anuga FoodTec zu sehen sind. Roboterfirmen, Systemintegratoren und Anbieter von Greiftechnik und Sensorik – sie alle zeigen auf dem Kölner Messegelände Flagge. Aber auch Lösungen für effiziente Industrie 4.0-Prozesse und Smart Factory- Szenarien stehen im Brennpunkt der Leitmesse für die internatio- nale Lebensmittel- und Getränke- industrie. Bestes Beispiel für die Zusammenarbeit hochkarätiger Technologiepartner aus unter- schiedlichen Disziplinen ist die Sonderschau Robotik-Pack-Line. Unter dem Motto "Robotik digi- tal" übernimmt die automatische Linie vor Ort mit 80 Takten pro Minute den kompletten Verpa- ckungsvorgang, von der Primär- über die Sekundärverpackung bis zur Palettierung – inklusive Inline-Dichtigkeitsprüfung und Fremdkörperkontrolle. Das The- ma Roboter in der Lebensmit- telproduktion wird am ersten Messetag im Rahmen des Forums Ressourceneffizienz aufgegriffen (13:00 bis 15:00 Uhr).  Text & Bild: Koelnmesse GmbH Messeplatz 1 D-50679 Köln Roboter in der Lebensmittelindustrie »Kollaborierende Arme, feinfühlige Greifer und neue Sicherheitstechnik ebnen den Weg der Cobots«

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