Ausgabe zur A+A 2019

Ausg.Nr._18/2019 23 Ergonomie Halle 7 Stand 7/D34 Untersuchung für 17,2 Milliarden Euro Produktionsausfall in Unter- nehmen. Folglich muss es im Inter- esse der Arbeitgeber sein, solchen Problemen vorzubeugen. Dabei kann die AGR, Aktion Ge- sunder Rücken, behilflich sein. Sie ist zum ersten Mal auf der A+ A da- bei und stellt ihr eigenes Gütesie- gel ‚Geprüft & empfohlen‘ vor. „Es ist unabhängig und wird nur be- sonders rückenfreundlichen Pro- dukten verliehen“, meint Detlef Detjen, Geschäftsführer der AGR. Auf der Messe in Düsseldorf steht das zertifizierte AGR-Konzept „In- dustriearbeitsplatz“ im Fokus, mit dem industrielle Arbeitsplätze an ergodynamische Anforderungen angepasst werden können. Sicherheitsrisiken vermeiden Während an Büroarbeitsplät- zen viel gesessen wird, muss so mancher Arbeiter in der Montage oder im Versand oftmals mehr als sieben Stunden stehen. Das sum- miert sich auf über 1.800 Stunden im Jahr. Harte Böden verstärken dabei die körperliche Belastung durch einseitige Tätigkeiten, das erhöht die Belastung auf Gelenke und Menschen werden auf Dauer krank. Diskussionen um die Zu- kunft der Beschäftigung und den Arbeitsplatz 4.0 bedeuten, für jeden Menschen die optimalen Bedingungen zu schaffen. Eine davon ist das mobile Stehen. Da- bei können zum Beispiel spezi- elle Bodenmatten unterstützend wirken. „Matten mit hoher Dämp- fungseigenschaft schonen die Gelenke und senken gleichzeitig den Geräuschpegel. Hoher Bedarf besteht dafür beispielsweise in Logistikzentren oder in industri- ellen Trockenbereichen“, erläu- tert Martina Baumgärtner, Leite- rin des Servicebüros Deutschland der Firma Ergomat, die Produkte für unterschiedliche Arbeitsbe- reiche und mit verschiedenen Funktionen produzieren. Manche Matten sind auf ihrer Oberfläche so beschaffen, dass auf Industrie- arbeitsplätzen Öl, Chemikalien, Späne oder andere Schmutzparti- kel aufgefangen werden und Mit- arbeiter nicht ausrutschen. An- dere Produkte ruhen auf kleinen Stegen oder Saugnäpfen. Selbst wenn Flüssigkeiten auslaufen ist für sicheren Stand gesorgt, da diese durch die Erhöhungen ab- fließen können. Matten mit Farb- beschichtungen kennzeichnen Lauf- oder auch Gefahrenzonen in Produktionsbereichen oder Hallen. Auch das Thema maxima- le Helligkeit kann in fensterlosen Produktionsbereichen und Hallen mit silberbeschichteten Produk- ten angegangen werden, die drei Mal mehr Licht reflektieren als dunkle Matten. Die Zukunft gehört den kollaborierenden Robotern Industriearbeitsplätze setzen mehr und mehr auf den Kollegen Roboter, um dem Menschen be- lastende Arbeitsschritte wie das Heben schwerer Lasten oder Über- kopf-Arbeit abzunehmen. Die Zu- kunft der Automatisierungsbran- che gehört den kollaborierenden Robotern als Bindeglied zwischen einem reinen Arbeitsplatz eines Menschen und einer Vollautoma- tion. „Speziell der Leistungs- und Kraftüberwachung kommt eine große Bedeutung zu“, erklärt Dr. Matthias Umbreit, Leiter der Ab- teilung Maschinen, Robotik und Holzverarbeitung bei der Berufs- genossenschaft Holz und Metall. „Eigens für die Mensch-Roboter- Kollaboration (MRK) konzipierte Roboter erkennen einen Kontakt des Roboters oder des Werkzeugs mit einer Person und können so den Roboter abschalten, bevor es zu einer Verletzung kommt“. Bislang haben MRK-Anlagen beispielsweise in der Automo- bil- und Zulieferindustrie, der Feinmechanik und elektrotechni- schen Produktion oder in der che- mischen und Kunststoffindustrie Einzug gehalten. Möglichkeiten des industriellen Einsatzes von Robotersystemen präsentiert die Firma Universal Robots, die zum ersten Mal auf der A+A präsent sein wird. Arbeitsplätze gesund planen Weil der Mensch von Natur aus nicht über Stunden konstant leis- tungsfähig ist, lohnt es sich, ihn ergonomisch zu unterstützen. Werden Arbeitsplätze entspre- chend geplant und gestaltet, kann die Arbeitskraft gesteigert werden. Was das bedeutet, zeigt ein Rechenexempel: Schon ein Leistungsanstieg von fünf Prozent kann bei einem Mitarbeiter mit einem Bruttoverdienst von 3.000 Euro bedeuten, dass sich eine In- vestition von 1.500 Euro in einen ergonomisch gestalteten Arbeits- platz innerhalb von zehn Monaten auszahlt. Wie notwendig ergono- mische Verbesserungen sind, das lässt sich beispielsweise durch das Bewertungsverfahrens EAWS (Ergonomic Assessment Works- heet) ermitteln. Es wurde von der Deutschen MTM-Vereinigung e.V. entwickelt. Und so funktioniert die Methode: Bei der Ortsbegehung analysieren Experten den Arbeits- ablauf an einem Arbeitsplatz. Da- bei werden zum Beispiel statische Körperhaltungen, Kräfte, die auf den ganzen Körper, den Oberkör- per oder die Finger wirken, erfasst. Ein Risikopunktwert kennzeichnet die Notwendigkeit für ergonomi- sche Verbesserungen. „Bei der Beschreibung von Abläufen hilft uns das Baustein- system MTM-HWD. HWD steht dabei für Human Work Design“, erklärt Dr. Thomas Finsterbusch, Leiter der MTM-Akademie. Mit Hilfe von Piktogrammen werden beispielsweise Bewegungen der Hände und der Arme sowie der Augen beschrieben. Dadurch lassen sich Prozesse hinsichtlich der ergonomischen Belastung bewerten – zum Beispiel, wenn ein Arbeiter seine Gelenke stark Fortsetzung auf Seite 24 ➞

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