Ausgabe zur EMO 2019
Ausg.Nr._13/2019 15 Metallbearbeitung Expertenwissen als Fundament der Analyse Dank dieser Experten-Gespräche lassen sich unwichtige Kennwer- te ausschließen, die keine oder nur eine geringe Rolle spielen. So entsteht schrittweise ein klar definiertes Netzwerk an Abhän- gigkeiten, mit denen sich laut Steininger ein schnell arbeiten- der Algorithmus erstellen lässt. "Wir abstrahieren und erklären dem Programm so Tatsachen, die für den Experten völlig klar sind – etwa das Ohm’sche Gesetz oder, dass eine Geschwindigkeit die Ableitung des Ortes nach der Zeit ist", sagt der Astrophysiker. "Das sind für ein neuronales Netzwerk nicht-triviale Zusammenhänge, die es erst anhand der Daten er- lernen muss." Im Gegensatz zu diesen leicht zu erkennenden Aussagen treten aber auch Fra- gestellungen auf, die die Pro- zessexperten erst überprüfen müssen. Also etwa, ob sich eine Autotür aufgrund eines neuarti- gen Dichtbandes wirklich in der Art verformt, wie sie es auf Basis ihrer Erfahrungen vorhersagen. "Wir unterscheiden uns mit un- serer Methode von der gängigen Methode nach dem Prinzip: Gebt uns alle Daten und wir schauen mal, was sich damit anfangen lässt", betont Steininger. "Wir stellen dagegen den Menschen in den Mittelpunkt, um sein Ex- pertenwissen als Fundament der Analyse zu nutzen." Bisher kommt die Methode vor allem in der Automobilindustrie zum Einsatz, doch die Garchinger visieren auch das Zerspanen an. Es geht dabei zum Beispiel um Frässpindeln, deren Rotations- verhalten sich mit zunehmender Abnutzung verschlechtert. Die Spindeln geraten ins Schlingern, das je nach Art des Verschlei- ßes unterschiedlich ausfällt. Der Algorithmus der Astrophysiker könne nun – angereichert mit Expertenwissen – den Einsatz der Spindel in Abhängigkeit vom Verschleißgrad optimieren. Doch Steininger denkt schon einen Schritt weiter: "Spannend wird es bei der Frage, ob sich der höhere Spindelverschleiß beim Fahren in Grenzbereichen lohnt – weil ein Bauteil zum Beispiel in sehr kur- zer Zeit gefertigt werden soll. Un- ser Programm würde dazu nicht nur die reinen Maschinenpara- meter, sondern auch weiche Fak- toren wie Kundenbeziehungen berücksichtigen." Dazu benöti- gen die Garchinger allerdings den Zugriff auf die Produktions- und Qualitätsdaten ihrer Kunden. EMO Hannover 2019 ist eine Quelle für Detailinformationen Nicht nur aus diesem Grund in- formierte sich der Astrophysiker schon detailliert über die EMO Hannover 2019. Steininger wird in Hannover am Start-up-Ge- meinschaftsstand des Bundes- ministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) vertreten sein. Er will sein Unternehmen der Branche präsentieren, sich aber auch über sehr komplexe und extrem schnelle, vom Menschen teilweise nicht mehr regelbare Prozesse informieren. Ihn interes- siert besonders, inwieweit die Di- gitalisierungswelle fortgeschrit- ten ist, eben weil ihr KI-Programm Produktions- und Qualitätsdaten benötigt. Steininger: "Für mich sind persönliche Gespräche mit Ausstellern und Anwendern aus diesem Grund sehr wertvoll." Autor: Nikolaus Fecht, Fachjournalist aus Gelsenkirchen Text & Bild: Verein Deutscher Werkzeug- maschinenfabriken e.V. (VDW) Frankfurt am Main Corneliusstraße 4 D-60325 Frankfurt REIDEN RX12 5-Achsen-Bearbeitungszentrum mit Fräs-Dreh-Funktion swiss made Reiden Technik AG, Werkstrasse 2, CH-6260 Reiden, Tel. +41 62 749 20 20, www.reiden.com 5-Achsen-Bearbeitungszentren für Kunden mit höchsten Anforderungen an Präzision, Stabilität und Universalität. Halle 13, Stand C77
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