Ausgabe zur BAU 2019

Ausg.Nr._01/2019 Produktvielfalt 21 möglich sein. Die Digitalisierung und die damit einhergehende Flexibilisierung von Arbeit und Privatleben erfordern mehr denn je flexible Gebäudestrukturen, auch um auf die Wohnungsnot in Ballungsgebieten reagieren zu können. Nicht zuletzt wirkt sich das auch auf die Stadt aus, wo neue, digitale Mobilitätskonzep- te künftig zu neuen Infrastruktu- ren führen müssen. Integral: Systeme + Konstruktionen Was Architekten und Ingenieu- re tun, lässt sich manchmal nur noch schwer voneinander tren- nen. Technisch und technologisch immer ausgereiftere Systeme er- fordern immer häufiger Fachleu- te, die das Machbare ausreizen. Beim Bauen geht es neben der guten Gestaltung und dem guten Arrangieren von Materialien zu- nehmend um komplexe Tragwer- ke, leichte Konstruktionen und hochtechnologisierte Bauteile. Etwa in der Fassade, die als äu- ßere Haut eines Bauwerks auf kleinem Raum oft auch Technolo- gien zur Belüftung oder zur Ener- giegewinnung aufnehmen muss. Bei solchen Themen treffen sich die Architekten und Ingenieure recht direkt, was nicht zuletzt eine frühzeitige und detaillierte, integrale Planung voraussetzt. Nur so lassen sich Planungsfehler vermeiden, die später irreversibel sein können. Die stete Entwicklung immer neuer Technologien spielt bei alledem eine große Rolle. Die Planung von Niedervolt-Leitun- gen für intelligente Gebäudesys- teme, von speziell für TGA-Planer reservierten Leitungen oder von Datenkabeln für ein weit ver- zweigtes Intranet berühren mitt- lerweile viele verschiedene Ge- werke. Solche Projekte müssen generalisiert geplant werden, damit der Überblick nicht verlo- ren geht und diese Komplexität hinterher nicht mehr sichtbar ist. Die digitalen Werkzeuge er- lauben außerdem eine Planung fernab des rechten Winkels. Ob Stahl-, Beton- oder Holzbau: Das Tragwerk ist nicht selten wich- tigstes Merkmal eines einzigar- tigen Entwurfs. Umso mehr sind Architekten und Ingenieure auf eine gute Zusammenarbeit ange- wiesen. Je komplexer das Bauen wird, desto größer ist auf der anderen Seite der Drang zur Vereinfa- chung. Der Schlüssel dazu liegt in der Vorfertigung und in der modu- laren Systembauweise. Im Werk können viele Bauteile besser und schneller zusammengefügt wer- den, sodass sie auf der Baustelle nur noch wie ein Puzzle zusam- mengefügt werden müssen. Das spart nicht nur Zeit und Geld, son- dern erhöht auch die Genauigkeit und schlussendlich die Qualität eines Bauwerks. Derartige Syste- me gibt es natürlich bereits, doch der Baustellenalltag sieht meist noch anders, eher klassisch aus. Dabei sind die Vorteile einer mo- dularen, vorgefertigten Bauweise nur schwer von der Hand zu wei- sen. Hilfreich werden zukünftig die digitalen Planungswerkzeu- ge sein, mit denen sich die Da- ten direkt in individuell gefertig- te Bauteile übersetzen lassen. Smart: Licht + Gebäude Auch das Gebäude selbst wird immer digitaler. Im „Smart Buil- ding“ sind alle Geräte in einem gemeinsamen „Smart Grid“ ver- netzt und können so direkt oder indirekt miteinander kommu- nizieren, unterstützt durch die Internet-of-Things-Technologie. Das bringt mehrere Vorteile: Energieströme etwa können optimal gesteuert, die etwa aus Solarzellen gewonnene Energie kann bedarfsgerecht verteilt oder auch gespeichert werden. In ei- nem etwas größeren Netzwerk lässt sich überschüssige Energie auch zu benachbarten Gebäuden weiterverteilen. Ganze Quartiere können so in einem intelligenten Netz verbunden werden, mit dem Ziel, Energie dort zu verbrauchen, wo sie erzeugt wurde. Stark verändert hat sich in den letzten rund zehn Jahren vor al- lem der Umgang mit dem Kunst- licht. Die LED-Technologie – mitt- lerweile zum Standard bei der Beleuchtungsplanung geworden – hat die gesamte Beleuchtungs- branche nicht weniger als einmal auf den Kopf gestellt. Das Licht im Gebäude verbraucht jetzt nicht nur weniger Energie, sondern benötigt auch weniger Platz und bedarf wegen der längeren Halt- barkeit der LEDs auch weniger Wartung. Das wirkt sich natürlich auf die Elektroplanung aus, aber auch auf die Architektur an sich. Revisionen müssen nicht mehr vom Hausmeister vorgenommen, sondern können alle paar Jahre vom externen Spezialisten über- nommen werden. Umso stärker kann der Fokus auch bei der Licht- planung auf der Gestaltung liegen. Renommierte Licht-Designer sind längst Teil des Planungs- und so- gar Entwurfsteams und werden vom Architekten oft sehr früh in einem Projekt hinzugezogen. Sie verbinden nicht zuletzt auch die Kunstlichtplanung mit der Tages- lichtplanung und spielen somit im Entwurfsprozess eine zentrale Rolle. Im Smart Building wird das Licht zu einem Teil des Smart Grids, in dem alle Geräte im Gebäude miteinander vernetzt sind. So ist es möglich, über das Smartpho- ne die Jalousien und gleichzeitig das Kunstlicht zu steuern und diese sogar zu Atmosphären- Programmen und Lichtkonzepten zusammenzufügen. Auch Notpro- gramme etwa für den Brandfall lassen sich definieren. Im Smart Building sind (fast) keine Grenzen gesetzt, vorausgesetzt die ein- zelnen Komponenten können im Smart Grid miteinander kommu- nizieren. Wo früher einzelne Ge- werke vom Planer verwaltet und gesteuert werden mussten, sind heute also Smart-Building-Fach- planer gefragt: Universalisten, die im smart gesteuerten Gebäu- de alle Software- und Hardware- Technologien zusammenbringen können. So wird im Gebäude der Zukunft der Umgang mit Energie im Gebäude viel bewusster sein. Nicht mehr nur nachhaltig, son- dern intelligent, clever und smart.  Text & Bild: Messe München GmbH Messegelände D-81823 München

RkJQdWJsaXNoZXIy NzYxOTg=