Ausgabe zur EUROBLECH 2018

Ausg.Nr._22/2018 25 Blockchain M it der Anwendung der Blockchain-Techno- logie in der Blech- verarbeitung geht die EFB in der Industrieforschung völlig neue Wege beim Thema Digitalisie- rung der Produktionsverfahren. Blockchain ist nicht nur Bitcoin! Die noch junge, aber äußert vielversprechende Technologie Blockchain hat eine weitreichen- de Anwendungsbedeutung. Sie bietet nicht nur die Möglichkeit, Daten sicher und transparent abzuspeichern. Vielmehr ist zu jedem einzelnen Zeitpunkt ein- deutig identifizierbar, wer die Daten erstellt hat, wer aktuell Inhaber der Daten ist und ob die Integrität der Daten intakt ist. Diese Manipulationssicherheit stellt einen zentralen Vorteil bezüglich des Austausches und der offenen Verwaltung sensib- ler Daten in einem globalisierten und verzweigten Netzwerk dar. In dem auf dem EFB-Facharbeits- kreis neu vorgestellten Projekt sollen die Möglichkeiten der Blockchain-Methoden für die speziellen Anforderungen in der Produktionskette und im Produk- tionsumfeld der Umformtechnik untersucht und Lösungen erarbei- tet werden. Die Wissenschaftler sehen in den nächsten 5 bis 10 Jahren eine revolutionäre Um- wälzung in den Methoden durch Blockchain. Erst seit wenigen Monaten gibt es einen neuen Algorithmus, der die Probleme der Zeitkritikalität und des Energieaufwands löst und die Kosten für eine Transaktion enorm senkt. Für die verarbeiten- de Industrie sowie deren Zulie- ferer und Kunden stellt die neue Technologie einen nachhaltigen Vorteil dar, da zum ersten Mal der Besitz an Daten belegt werden kann. Zusätzlich kann die Infor- mationskette über das OEM-Werk zu Zulieferern und Kunden über die Werksgrenze hinaus erweiter- tet werden. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist das in einer zu- nehmend internationalisierten und globalisierten Welt ein unver- zichtbarer Mehrwert und eröffnet neue Geschäftsfelder. Das Blockchain-System kann in einem Vorgang Spezifikationen festlegen, Prozesse freigeben bzw. auslösen, Vorgänge doku- mentieren und über das Aus- werten der vollständigen und vertrauenswürdigen Produktions- daten die Prozesse steuern und optimieren. Daher muss insbesondere sicher- gestellt werden, dass die Block- chain maßgeschneidert für die Umformtechnik ausgelegt wird und gerade KMUs diese effizient in ihre bisherigen IT-Systeme in- tegrieren können. Der Lehrstuhl für Fertigungstechnologie unter der Leitung von Frau Professor Merklein mit der Expertise im Be- reich der Umformtechnik und das Computer Chemie Centrum mit Professor Clark – beide von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – entwickeln die notwendigen Grundlagen für diesen weiteren Schritt zur Digi- talisierung in der Blechverarbei- tung. Es wird angestrebt, dass durch die Entwicklungen im Rah- men des Forschungsprojektes ein Standard in der Branche etabliert werden kann, der langfristig zu einem starken Wettbewerbsvor- teil der Unternehmen führen wird. Neben dem Computer Chemie Centrum (CCC) ist auch der Lehr- stuhl für Fahrzeugleichtbau (FLB) am Institut für Fahrzeugtechnik der Universität Siegen neu für die Industrielle Gemeinschaftsfor- schung akkreditiert. Hybridpressen Das FLB hat ein Projekt zum Hy- bridpressen auf dem EFB-Fach- arbeitskreis vorgestellt: Bei der Herstellung von Multi-Material- oder Hybridbauteilen erfolgt aktuell zumeist eine se-parate Fertigung der FVK- oder Metall- komponenten, die anschließend in einem Fügeprozess zusammen- geführt werden. Das Hybridpressen ist ein neu entwickeltes Verfahren zur höchst wirtschaftlichen Fertigung von Hybridbauteilen aus langfaser- verstärkten Thermoplasten (LFT) und Metallblechen. Es kombiniert die Blechumformung (Tiefziehen) mit der Urformung des LFTs (Fließ- pressen) in einem gemeinsamen Prozessschritt und gemeinsamen Werkzeug, wobei gleichzeitig eine stoffschlüssige Verbindung mittels Haftvermittler hergestellt wird. Der im plastifizierten Zustand hochviskose Thermoplast verhält sich dabei analog zu einem Wirk- medium in hydromechanischen Umformprozessen und ermög- licht die Ausformung des Metall- blechs. Das Hybridpressen nutzt standardmäßige hydraulische Pressen und Werkzeuge aus der Metall- und Kunststoffverarbei- tung mit einigen Anpassungen, so dass vor allem kleinere Firmen durch einen nur geringen Inves- titionsbedarf Zugang zu diesem innovativen wirtschaftlichen Ver- fahren erhalten. Auf den EFB-Facharbeitskreisen im Januar wurden insgesamt 21 neue Forschungsvorhaben vorge- stellt und über den Fortschritt in 58 laufenden Projekten berichtet. Diese halbjährlich stattfindenden Konferenzen der EFB sind in der Blechverarbeitung ein wichtiges Trendbarometer und werden von über 250 Experten aus Industrie und Wissenschaft besucht.  Text: Europäische Forschungsgesell- schaft für Blechverarbeitung e.V. Lothringer Straße 1 D-30559 Hannover Blockchain in der Produktionstechnik angekommen

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