Ausgabe zur AUTOMATICA 2018
16 Servicerobotik Ausg.Nr. 12/2018 Mensch-Roboter-Interaktion: Schlüsseltechnologie für die Servicerobotik G rafische Displays, Künstliche Intelligenz und Sensoren sorgen für rasante Fortschritte in der Mensch-Roboter-Interaktion (MRI). Die neue Generation von Servicerobotern lässt sich sicher und leicht programmie- ren sowie intuitiv bedienen. Vom 19. bis 22. Juni 2018 zeigt die automatica in München die neuesten Produkte und Systeme: von flexiblen, kolla- borativen Robotern bis hin zu intelligenten Lagersystemen und humanoiden Robotern. Da- bei bleibt der Mensch stets im Vordergrund: Der Roboter un- terstützt und sorgt für Kosten- einsparungen. „Wir können zwar nicht zaubern, aber wir haben bereits vieles verbessert“, sagt Francesco Ferro, CEO von PAL Robotics, dem in Barcelona ansässigen Pionier auf dem Gebiet huma- noider Roboter. „Als wir im Jahr 2004 unseren ersten zweibeini- gen Roboter bauten, benötigten wir mindestens fünf Techniker, um ihn einzusetzen. Heute kann ein Kunde den Roboter alleine einschalten und ihn steuern. In Zukunft werden wir nur noch mit dem Roboter sprechen müs- sen und dieser erledigt dann die ihm gestellte Aufgabe.“ Die Roboter von PAL Robotics werden bereits zur Unterhaltung und im Gesundheitswesen einge- setzt. Das Unternehmen betreibt seit 18 Monaten ein Pilotprojekt im Einzelhandel. Dabei bewegt sich ein Roboter selbstständig durch die Gänge voller Kunden, um täglich eine vollständige 3D- Bestandsaufnahme zu erstellen. „Dies schaffen gegenwärtig nur wenige Einzelhändler, aber die Daten sind von unschätzbarem Wert, um optimale Entscheidun- gen treffen zu können“, erläutert Ferro. Einzelhändler nutzen hochan- passungsfähige mobile Roboter auch, um Kunden im Geschäft den Weg zu weisen und mit Infor- mationen zu versorgen. Der Care- o-Bot 4 ist beispielsweise mit einer Vielzahl beeindruckender Funktionalitäten ausgestattet, wie etwa multimodaler Bedie- nung und Feedback in Form von Gesten, Licht- und Tonsignalen. Der Care-o-Bot 4 mit seinem preisgekrönten Design wird von Unity Robotics, einem Spin-Off des Fraunhofer IPA, vermarktet. Der Roboter ist bereits im Saturn- Markt in Ingolstadt im Einsatz. Dort hilft er Kunden, Produkte zu finden oder ruft einen Mitar- beiter herbei, wenn menschliche Unterstützung erforderlich ist. Eine Kerntechnologie für Industrie- und Servicerobotik Im Arbeitsprogramm Horizont 2020 (H2020) der Europäischen Kommission wird die MRI als eine der vier Kerntechnologi- en der Robotik definiert. Dafür werden im Zeitraum von 2018 bis 2020 Mittel in Höhe von 66 Millionen Euro bereitgestellt. „Die MRI gilt als Schlüsseltech- nologie sowohl für die Indust- rie- als auch die Servicerobotik“, sagt Martin Hägele, Leiter der Abteilung Roboter- und Assis- tenzsysteme am Fraunhofer IPA. „Roboter sind sowohl von Dienst- leistungsunternehmen als auch von Endverbrauchern einsetzbar, insbesondere in Landwirtschaft und Logistik, im Gesundheitswe- sen, im Sicherheitssektor sowie im Einzelhandel. Fast all diesen Anwendungen ist eines gemein: Sie arbeiten ohne Schutzzaun. Deswegen müssen Roboter in der Alltagsumgebung besonde- re Sicherheitsstandards erfüllen sowie sicher und intuitiv bedient werden können. Somit ist die MRI eine wichtige Komponente.“ Im Bereich Logistik, dem Schwer- punkt des von H2020 finanzier- ten Projekts SafeLog, verspricht sich die Branche hochflexible Warenlager, die ohne eine siche- re und effektive Interaktion zwi- schen Robotern und Menschen nicht möglich wären. So können Arbeiter durch in ihre Sicher- heitswesten integrierte Senso- ren leicht vom System lokalisiert werden. Gleichzeitig werden sie durch Augmented Reality bei einer Reihe von Aufgaben unter- stützt und mit Entnahme-, Navi- gations- sowie Wartungsinforma- tionen versorgt. Fähigkeiten von Robotern verbessern - Unternehmen stärken Die treibende Kraft hinter ei- ner sicheren und zuverlässigen MRI sind künstliche Intelligenz, Machine-Learning-Modelle und Sensoren, wie die vom Institut für Kognitive Systeme (ICS) der Technischen Universität Mün- chen entwickelte künstliche Haut, die auf Nähe reagiert. Eu- ropa ist führend darin, mechani- sche Roboter mit Intelligenz aus- zustatten. Ziel ist die Schaffung von Maschinen, die nicht nur sensibel genug sind, um einen potenziell schädlichen Kontakt zu vermeiden, sondern sich so- gar lediglich mit einer Feder diri- gieren lassen. „Eine besonders spannende Auf- gabe ist es, den Prozess zu verein- fachen, Robotern diverse Aufga- ben beizubringen.“, sagt Samuel Der Roboter TIAGO von PAL Robotics Foto: PAL Robotics Der zweibeinige Roboter REEM von PAL Robotics Foto: PAL Robotics »Wir können zwar nicht zaubern, aber wir haben bereits vieles verbessert« Francesco Ferro, CEO PAL Robotics Foto: PAL Robotics
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