Ausgabe zur ANUGA FOODTEC 2018
8 Ausg.Nr._05/2018 Ressourcen I m März 2014 beschloss die Generalversammlung der Meiereigenossenschaft eG Viöl (MGV) mit klarer Mehrheit, ihren Milchverarbeitungsbetrieb auf der grünen Wiese neu zu bauen. „Wenn wir uns jetzt nicht aufraffen, etwas Neues zu erstellen, laufen wir Gefahr, ein Auslaufmodell zu werden“, argumentierte damals der Auf- sichtsratsvorsitzende Hans-Au- gust Carstensen. Im August 2017 nahm die Genossenschaft den Neubau in Betrieb. Dass aus der Vision in so kurzer Zeit Realität wurde, ist der engen Zusammen- arbeit zwischen dem Bauherrn und IE Food zu verdanken. Die MGV zählt zu den letzten un- abhängigen Meiereien an der Westküste von Schleswig-Hol- stein. Sie wurde 1894 gegründet, erlebte immer wieder Phasen der Erneuerung und stand 2014 vor der Frage ‚wie weiter?’. Bis anhin verarbeitete sie im Ort auf 3000 m2 Grundfläche rund 100 Mio. l Milch pro Jahr und hatte damit die von den Behörden zugelassene Obergrenze des Produktionsvo- lumens erreicht. Ein Ausbau der Produktion an diesem Standort war nicht möglich. Der denkwür- dige Entscheid der Genossen- schafter stellte die Weichen für die Zukunft. Die Meierei erwarb ein über drei Hektaren großes, unbebautes Grundstück außer- halb von Viöl und beauftragte die IE Food mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie. Diese fand die Zustimmung der Geschäftslei- tung und man entschied sich für die IE Food als Generalauftrag- nehmer. Ausschlaggebend für die Wahl von IE Food waren profunde Kenntnisse der Prozesse in der Milchverarbeitung, erstklassige Referenzen sowie strikte Kosten- kontrolle. Der Auftrag beinhaltete die Beratung, die Prozess- und Bauplanung, die Ausschreibun- gen sämtlicher Gewerke sowie die Realisation bis hin zur Über- gabe als schlüsselfertiges Pro- duktionsgebäude. Die Projektziele waren ambitio- niert: Die mengenmässige Vor- gabe sah eine Verdoppelung der verarbeiteten Milchmenge auf jährlich 200 Millionen Liter vor. Zudem galt es, Reserven für allfäl- lige Erweiterungen der Produktion zu schaffen. Die IE Food ging auch beim Pro- jekt nach dem bewährten Prinzip ‚Planen von innen nach aussen’ vor. Dabei war Transparenz obers- tes Gebot: Jeder Planungsschritt wurde mit dem Auftraggeber dis- kutiert, der vom Projektstart bis zur Betriebsaufnahme in den Ab- lauf integriert war. Der Prozess der Milchverarbeitung ist energieintensiv, verbraucht viel Wasser in Trinkqualität und erzeugt grosse Mengen an Abwäs- sern. Dies stellte die IE Food vor eine ganze Reihe von technischen Herausforderungen, die aufgrund der Voraussetzungen vor Ort spe- zielle Lösungen erforderten. Das Hygienekonzept umfasst zwei Hygienezonen und schliesst Kreuzungen von Produkt- und Personenflüssen aus. Die Mate- rialisierung entspricht den für die Milchverarbeitung geltenden Standards. Die Böden sind ge- fliest und die Innenwände kunst- stoffbeschichtet. Die Außenwände wurden mit feuchtraumgeeigne- ten Paneelen und einer speziellen Sockelausbildung ausgeführt. Alle Flächen und Ecken sind gut zu- gänglich und können leicht gerei- nigt werden. Der Spatenstich für die neue Pro- duktionsstätte der MVG fand am 6. 3. 2016 statt. Bereits im August 2017 – rund 60 Tage vor dem ver- einbarten Termin – ging die Anlage in Betrieb. www.ie-group.com Planungs- und Bauzeit > Planung 10 Monate, Bau 14 Monate Bauumfang > Grundstück: 33.000m² > Gebäude/Geschosse: 4.600 m² > Freiflächen: 8.700m² > Umbauter Raum: 28.500m² Investitionsvolumen > EUR 18,5 Mio. Leistungen IE > Masterplan > Konzeptplanung > Ausführungsplanung > Behördenanträge > Ausschreibungen > Bauleitung > Abnahmen Bau einer wachstumsorientierten Molkerei in Rekordzeit Mineralien wie Calcium und Phos- phor lassen sich durch Nanofilt- ration oder Umkehrosmose aus dem Permeatstrom der Proteini- solation gewinnen. So entstehen durch die geschickte Kombinati- on dynamischer Filtrationsverfah- ren angereicherte Produkte, die die hochwertigen Bestandteile in gewünschter Konzentration ent- halten. Neben den Membranfiltrationsver- fahren hat sich die Seperatortech- nologie als ein weiteres Upcycling- Verfahren etabliert. Ihre Stärken spielt sie unter anderem bei Leci- thinen aus, die bei der Verarbei- tung von Sojabohnen, Sonnen- blumenkernen und Rapssamen als Nebenprodukte anfallen. Die fettähnlichen Stoffe werden in der Lebensmittelindustrie als natürli- che Alternativen für synthetische Emulgatoren und Stabilisatoren geschätzt. Um das Lecithin zu gewinnen, kommen hochtourige Separatoren zum Einsatz, die Leci- thin und Rohöl trennen. Neue Inhaltsstoffe aus Rückständen Dank Upcycling wird das Ange- bot an natürlichen Lebensmittel- zusätzen umfassender, wie das Beispiel Pektin zeigt. Mit dem Nebenprodukt aus der Apfelsaft- produktion steht ein Geliermittel bereit, das aus dem Alltag in der Lebensmittelindustrie nicht mehr wegzudenken ist. Polyphenole, die in den Pressrückständen zu finden sind, sollen künftig die Palette natürlicher Farbstoffe für Lebensmittel um Brauntöne er- weitern. Ziel eines vom Bundes- ministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projektes ist es, ein großtechnisches Ver- fahren zu entwickeln, dass die Reststoffe aus der Saftgewinnung verwendet und eine Alternative für Zuckerkulör liefert. Ressourceneffizienz im Fokus Steigende Rohstoffpreise und ein weltweit wachsendes ökologisches Bewusstsein erfordern einen scho- nenden und effizienten Umgang mit natürlichen Ressourcen. Diese Aspekte greift auch die Eröffnungs- konferenz "Ressourceneffizienz – Herausforderungen und Chancen" auf, die am 20. März auf dem Köl- ner Messegelände stattfindet. Ein zusätzliches Fach-Forum widmet sich am 22. März gezielt demUpcy- cling und der Nutzung von Neben- strömen. Text: Koelnmesse GmbH Messeplatz 1, D-50679 Köln Fortsetzung von S. 7
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