Ausgabe zur METAV 2018

8 Ausg.Nr._02/2018 Produktionsrekord D r. Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werk- ze ugmas ch i n e n f a b r i ke n ) , Frankfurt am Main eröffnete die Jahrespressekonferenz des Verbands mit den Worten: „Die deutsche Werkzeugmaschinen- industrie stellt einen Produk- tionsrekord nach dem anderen auf.“ 2017 konnte die Branche 4 Prozent zulegen und wird damit nach vorläufigen Ergebnissen ein Volumen von rund 15,7 Mrd. Euro realisieren. 2017 war einmal mehr der Export Treiber der Entwicklung. 71 Prozent der deutschen Werkzeugmaschi- nen wurden im Ausland verkauft. Die Ausfuhren zogen um 8 Prozent auf 10,1 Mrd. Euro an, ohne Repa- raturen und Instandhaltung. Der Inlandsabsatz schrumpfte im glei- chen Zeitraum um 3 Prozent. Zugpferd für die deutschen Aus- fuhren war Amerika mit einem Fünftel Anstieg. Weit überpropor- tional legten Brasilien und Mexiko zu. Erfreulich entwickelte sich auch der zweitwichtigste Werkzeugma- schinenmarkt USA, der sich mit ebenfalls einem Fünftel Zuwachs exakt auf Linie bewegt. „Demnach investiert die US-amerikanische Wirtschaft und wir als Ausrüs- ter für die Industrie partizipieren davon. Denn ohne ausländische Maschinen, auch und gerade aus Deutschland, kann die US-ame- rikanische Industrie ihre Wettbe- werbsfähigkeit im Weltmarkt nicht zurückgewinnen“, sagt Prokop. Die deutschen Ausfuhren nach Asien haben sich im vergange- nen Jahr eindrucksvoll erholt. Das ist in erster Linie dem Leitmarkt China zu verdanken. Die ange- sprungene Nachfrage sorgte für einen Exportzuwachs von nahezu einem Fünftel. Im Geleitzug zieht die gesamte Region kräftig an. Das gute Umfeld wirkte sich sehr positiv auf die Beschäftigung aus. Sie lag im Dezember bei fast 72.000 Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern und damit 2,7 Prozent über Vorjahr. Damit wurde die Beschäftigung seit dem Tiefstand 2010 nach der Finanz- und Wirt- schaftskrise um fast 20 Prozent aufgebaut. Deutschland im Weltmarkt bestens positioniert Deutschland gehört zu den Top- Anbietern von Werkzeugmaschi- nen in der Welt. Dies hat sich auch 2017 wieder bestätigt. In der Pro- duktion belegten die deutschen Hersteller nach Schätzungen Platz 2 der wichtigsten Produzenten, nach China und vor Japan. „Hier gilt jedoch Klasse statt Masse“, relativiert Prokop den zweiten Platz der deutschen Anbieter. Chi- na produziere vielfach Low Tech in großen Stückzahlen für den heimischen Markt und für Ent- wicklungsländer. Das belegt der Durchschnittspreis einer chinesi- schen NC-gesteuerten Maschine von 39.000 Euro im Vergleich zu 322.000 Euro für eine deutsche NC-Maschine. Im Export blieb Deutschland 2017 mit Abstand Exportweltmeister vor Japan und Italien. 2018 knacken deutsche Herstel- ler 16 Mrd. Euro-Marke Für 2018 sind die Aussichten sehr gut. „Zum einen wächst die Weltwirtschaft kräftig, zum ande- ren soll der internationale Werk- zeugmaschinenverbrauch um 3,6 Prozent zulegen“, erläutert Prokop. Das sei vor allem Europa zu verdanken. Amerika lege eben- falls kräftig zu, während sich die Dynamik in Asien aufgrund des hohen Zuwachses 2017 wieder etwas abschwäche. Schließlich zogen im vergangenen Jahr die Bestellungen um 8 Prozent an. Die inländischen Aufträge stiegen um 10 Prozent, die ausländischen Or- ders notierten bei 7 Prozent Plus. Spannend ist jedoch die Betrach- tung der einzelnen Monate. „San- ken die Aufträge im ersten Halb- jahr insbesondere im Inland noch zweistellig, löste sich im zweiten Halbjahr der Knoten“, sagt VDW- Vorsitzender Prokop. Danach schnellten die Inlandsaufträge mit plus 41 Prozent im Oktober, plus 67 Prozent im November und zu- letzt plus 37 Prozent im Dezember nach oben. Alles in allem ist die Werkzeug- maschinennachfrage regional so breit aufgestellt wie selten. Davon können viele Unternehmen profi- tieren. Die anziehenden Aufträge gewährleisten eine Fortsetzung des deutschen Produktionswachs- tums. Mit 5 Prozent Plus wird sie erstmals die 16 Mrd. Euro-Marke knacken. Fachkräftemangel könnte künftige Branchenentwicklung torpedieren Wachstum ist jedoch kein Selbst- läufer. In bestimmten Berufen, beispielsweise beim Mechatroni- ker oder IT-Fachkräften, und vor allem in ländlichen Regionen ist der Fachkräftemarkt leergefegt. „Der rein zahlenmäßige Engpass an Fachkräften treibt nach unse- ren Beobachtungen die Automati- sierung voran“, berichtet Prokop. Viele Werkzeugmaschinenanbie- ter denken vermehrt in Richtung autonome Maschine, die Bearbei- tungsprozesse unabhängiger von der Verfügbarkeit eines Bedie- ners durchführt. Tatsächlich geht es jedoch um die Qualifikation der Mitarbeiter. Die Branche muss den Wandel hin zu Digitalisierung und Vernetzung im Zusammenhang mit Industrie 4.0 bewältigen, neue Geschäfts- modelle entwickeln und die ei- gene Produktion umstellen. „Der Fachkräftemangel kombiniert mit weiterer Arbeitszeitverkürzung, wie derzeit von der Gewerkschaft gefordert, könnte die positive Gesamtentwicklung der Branche endgültig torpedieren“, gibt Pro- kop zu bedenken. Jedenfalls dürf- te es für viele kleine und mittlere Unternehmen unmöglich sein, Ausfälle durch Arbeitszeitverkür- zung, u.U. sogar mit Lohnaus- gleich, zu kompensieren. Elektromobilität bietet Chancen für die Werkzeugmaschinenin- dustrie Damit sich der stetige Auf- schwung der vergangenen Jahre fortschreiben lässt, muss die Werkzeugmaschinenindustrie am Ball bleiben. Insbesondere für die vielen mittelständischen Firmen, deren größter Kunde die Automo- bilisten und ihre Zulieferer sind und die sich mit ihrem Angebot voll auf sie eingestellt haben, ist der Wandel zur Elektromobilität eine große Herausforderung. Der VDMA legt dazu in Kürze eine neue, sehr detaillierte Studie vor, an der auch der VDW maßgeb- lich beteiligt ist. „Einmal mehr steht fest, dass es den abrupten Wandel und die eine Lösung für den Fahrzeugantrieb der Zukunft nicht geben wird“, sagt Prokop. Vielmehr werden sich verschiede- ne Antriebsvarianten ergänzen. Das gilt insbesondere, wenn Pkw, Nkw und mobile Arbeitsmaschi- nen einbezogen werden. Deshalb sei es umso wichtiger, seitens der Politik das Thema technologieof- fen voranzutreiben.  Text: Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW) Corneliusstraße 4 D-60325 Frankfurt Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie schafft erneut Produktionsrekord »Weiteres Produktionsplus für 2018 erwartet«

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