Ausgabe zur BAU 2017

22 Ausg.Nr._01/2017 Feuerverzinken S eit einigen Jahren wer- den zunehmend Fassa- den aus feuerverzinktem tahl in der Architektur einge- setzt. Als Gebäudehülle für Mu- seumsbauten oder anspruchs- volle Wohn- und Hochhäuser bewegt sich feuerverzinkter Stahl mittlerweile sogar mit Luxuswerkstoffen wie Natur- stein auf Augenhöhe. Neu sind feuerverzinkte Fassaden jedoch eigentlich nicht. Ihr Ursprung geht auf das feuerverzinkte Wellblech zurück. Die Geschichte des Wellbleches ist eng mit der Geschichte des Feu- erverzinkens verbunden. Im Jahr 1829 erhielt der englische Inge- nieur Henry Palmer ein Patent für Wellbleche, die jedoch aufgrund der damaligen wenig leistungs- fähigen Beschichtungssysteme bereits nach einigen Jahren Durch- rostungen aufwiesen. Ab 1837 wurde mit Hilfe des Korrosions- schutzes durch Feuerverzinken das Problem dauerhaft gelöst. Der Ingenieur Stanislaus Sorel ermöglichte dem Feuerverzinken durch sein Patent zur Vorbehand- lung von Stahl- und Eisenteilen erstmals eine breite, industrielle Anwendung. Wellbleche gehör- ten zu den ersten feuerverzinkten Bau-Serienprodukten und wurden durch Feuerverzinken zu einem langlebigen Bauelement. Erste Bauwerke mit Wellblech- Tafeln fanden sich vor allem in Großbritannien. Noch heute gibt es in England Bauten wie die Lon- doner Paddington Station des Ingenieurs Isambard Kingdom Brunel, bei denen vergleichsweise früh Wellblech in Kombination mit einer Stahlunterkonstruktion pla- nerisch und ingenieurtechnisch umgesetzt wurde. In Kontinental- europa fand Wellblech, bis auf we- nige Ausnahmen historisch eher Verwendung beim Bau von Fabrik- hallen und Gebäuden mit geringer gesellschaftlicher Bedeutung. Während des 1. Weltkrieges ent- wickelte der kanadische Ingenieur Peter N. Nissen die sogenannte Nissenhütte für das englische Militär. Eine leichte Stahlkon- struktion mit einem halbkreis- förmigen Dach, eingedeckt mit Wellblech, die von vier Männern in vier Stunden aufgebaut werden kann. Nach dem zweiten Weltkrieg geriet Wellblech als Bauelement zunehmend in Vergessenheit, um Ende der 60er Jahre wieder- entdeckt zu werden. Maßgeblich zur Renaissance des Wellbleches in der Architektur trug Frank O. Gehry mit seinen spektakulären Konstruktionen bei. Das bis dato wenig elitäre Baumaterial wurde geadelt. So verwendete Gehry für das Haus und Studio des Künst- lers Ron Davies feuerverzinktes Wellblech als Fassadenbekleidung sowie für sein eigenes Haus, ein von ihm in den 70er Jahren umge- stalteter Bungalow aus dem Jahr 1920. 2012 wurde die sogenannte Gehry Residence mit dem Twenty- five Year Award des American Ins- titute of Architects für beständige Architektur ausgezeichnet. Auch der japanische Architekt Shuhei Endo setzt seit Ende der 90er Jah- re ebenfalls feuerverzinktes Blech als Fassaden- und Gestaltungsele- ment in vielfältiger Form ein. Er hüllt angelehnt an die japanische Tradition der Kalligrafie seine Ge- bäude in endlose Blechbänder ein, die Außenwand- als auch In- nenwandfunktionen übernehmen. Mehr Informationen: www.feuer- verzinken.com/fassaden  Text & Bild: Institut Feuerverzinken GmbH Industrieverband Feuerverzinken e.V. Graf-Recke-Str. 82 D-40239 Düsseldorf Gewelltes Blech: Der Ursprung der feuerverzinkten Fassade Der japanische Architekt Shuhei Endo verwendet feuerverzinktes Wellblech als Fassaden- und Ge- staltungselement. (Foto: Hiromitso Morimoto) Die feuerverzinkten Wellblechbänder über- nehmen Außenwand- als auch Innenwand- funktionen. (Foto: Jacomejp) Frank O. Gehry verwendete feuerverzinktes Wellblech für seine Bauten. (Foto: Rocor) Die Gehry Residence mit feuerverzinkter Wellblechfassade erhielt den Twenty-five Year Award des American Institute of Architects. (Foto: IK’s World Trip)

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