Ausgabe zur MEDICA - COMPAMED 2018

23 COMPAMED Medizintechnik-Zulieferer bieten smarte Technologien Z wei wesentliche Trends prägen den Bereich der Medizintechnikschon seit geraumer Zeit und sorgen für kurze Innovationszyklen: die Dematerialisierung und die Di- gitalisierung. Produkte werden demnach immer kompakter bei unveränderter oder besserer Leistungsfähigkeit, sie sind im- mer leichter zu bedienen und Neuerungen sind insgesamt eher software- und weniger hardware- getrieben. Intelligente Prothesen erfassen über Sensorik ihre Um- gebung und passen sich damit optimaler in ihrer Funktion dem Patienten an. Pflaster sind in der Lage, Wundheilungsprozesse zu überwachen oder als Frühwarnsy- stem das erhöhte Risiko für einen bevorstehenden asthmatischen Anfall zu signalisieren. Und er- ste Armbänder fungieren quasi als „Mini-Klinikum am Oberarm“ zur Bestimmung der verschie- densten Körperparameter wie Herzfrequenz, Sauerstoff im Blut, Stresslevel oder Schlafrhythmus. Selbst für die dauerhafte Blut- druckmessung pro Herzschlag wird keine aufblasbare Man- schette mehr benötigt, weil dazu moderne optische Biosensoren mittlerweile in der Lage sind. Für derlei Innovationen bedarf es hinsichtlich ihrer Entwicklung eines engen Zusammenspiels von Medizintechnik-Herstellern und ihren Zulieferern. Dass es oft die Zulieferer sind, die mit ihren Ide- en den entscheidenden Impuls liefern für Entwicklungssprünge, davon können sich Fachbesucher wieder bei der COMPAMED in Düsseldorf überzeugen. Die Liste spannender Neuentwick- lungen ist lang, was sich an zahl- reichen Beispielen verdeutlichen lässt. Mit Blaulicht gegen chronische Wunden Chronische Wunden sind bekann- termaßen schwierig zu behan- deln, da sie nicht dem typischen Heilungsprozess oder Heilungs- zeitrahmen folgen. Die daraus resultierende Belastung ist erheb- lich, da jährlich über 40 Millionen Patienten betroffen sind und Kos- ten von etwa 40 Milliarden Euro entstehen, die von den Gesund- heitssystemen getragen werden müssen. Blaues Licht ist für seine antimikrobielle und entzündungs- hemmende Wirkung in der An- fangsphase des Heilungsprozes- ses bekannt, außerdem schädigt es im Gegensatz zu gefährlichem UV-Licht das Gewebe nicht. Aller- dings fehlten noch Beweise für die positive Wirkung der Blaulichtbe- strahlung in den späteren Stadien der Wundheilung, welches die Ent- wicklung wirksamer Lösungen für eine vollständige Therapie bisher erschwerte. Zusammen mit sechs weiteren Partnern hat das CSEM durch das EU-Projekt MEDILIGHT dazu beigetragen, diese Lücke zu schlie- ßen. Dank dieser Zusammenarbeit konnte gezeigt werden, dass die Blaulichtbestrahlung weit mehr als nur antibakterielle Effekte bie- ten kann. Der antiproliferative Ef- fekt ist nun eindeutig nachgewie- sen worden und zeigt, dass blaues Licht ein vorzeitiges Schließen der Epidermis an der Wundoberfläche in der frühen Heilungsphase ver- hindert. Das Konsortium aus euro- päischen Forschungslabors hat zu- dem erstmals belegt, dass blaues Licht wichtige Hautzellen, nämlich Keratinozyten und Fibroblasten, mit einer weiteren geeigneten Lichtdosis effizient aktivieren und damit den endgültigen Wund- heilungsprozess beschleunigen kann. Der entwickelte Prototyp ist eine ideale Lösung für ein in- telligentes, tragbares System zur Blaulichtbehandlung chronischer Wunden, wie z.B. diabetischer Ulzera. Zudem schafft das Projekt Fortsetzung auf S. 24 →

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